„Schläft es schon durch?“ – Eltern kennen diese Frage nur zu gut, denn kaum ein anderes Thema ist insbesondere in den ersten Wochen, Monaten und auch Jahren nach der Geburt so präsent wie der Schlaf. Natürlich wünschen sich Eltern, dass ihre Kinder möglichst früh durchschlafen und die Anstrengungen, die der neue Alltag mit dem Nachwuchs mit sich bringt, durch eine mehr oder weniger ungestörte Nachtruhe etwas abgefedert wird, kurzum: Die Akkus sollen wieder geladen werden. Um so frustrierender ist es, wenn es so gar nicht funktionieren will mit dem Schlafen, das Kind nur schwer oder erst nach Stunden in den Schlaf findet oder (schlimmer noch) Phasen des „Durchschreiens“ die Eltern in die Verzweiflung treiben. Auch wenn es nicht den ultimativen Ratschlag gibt, wie man sein Kind garantiert zum Schlafen bringt, so gibt es dennoch eine Reihe von Tipps, wie man das Schlafverhalten zumindest positiv beeinflussen kann. Dieser Artikel soll einige Punkte aufgreifen und ist als Hilfestellung an gestresste und übermüdete Eltern und ihre Kinder gerichtet.
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Fester Rhythmus beim Schlafengehen- warum es sinnvoll ist den Takt vorzugeben
Um die Mechanismen des Schlafens von Babys etwas besser zu verstehen, muss man eigentlich deutlich vor der Geburt ansetzen. Denn das ungeborene Kind schläft natürlich auch. Zumindest im späteren Verlauf der Schwangerschaft. Der Schlaf beansprucht dabei fast den gesamten Tag, aber noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass das Kind im Mutterleib so gut wie keinen Tag/Nacht-Rhythmus hat. Bei näherer Betrachtung ist das auch einleuchtend, denn es fehlt eine wesentliche Komponente „der Welt da draußen“: Das Licht. Nicht selten berichten Schwangere, dass ihre ungeborenen Sprösslinge genau dann besonders aktiv sind, wenn die Mütter eigentlich selbst zur Nachtruhe übergehen.
Es wäre also geradezu vermessen zu erwarten, dass das frisch auf die Welt gekommene Kind von jetzt auf gleich unseren „normalen“ Tag/Nacht Schlafrhythmus annimmt und nachts 8 Stunden durchschläft. Ein Säugling schläft bis zu 16 Stunden am Tag. Verteilt auf mehr oder weniger willkürliche Schlafphasen. Dennoch macht es Sinn von Anfang an einen festen Rahmen und Rituale fürs abendliche Zubettgehen einzubauen, um einen „Elternkompatiblen“ Rhythmus zu fördern.
Konkrete Tipps zum Einschlafen
Es gibt unzählige Ratgeber und mehr oder weniger kluge Ratschläge, wenn es um das Einschlafen von Baby und Kleinkind geht. Hier einige wichtige Aspekte, die man beachten sollte:
- Feste Zeit: Auch wenn es gerade in der anfangs neuen und aufregenden Zeit nicht immer gelingt, sollte man darauf achten, dass die Nachtruhe immer zu einer festen Uhrzeit beginnt z.B. um 19 oder 20 Uhr. Diese Uhrzeit hat zudem den Vorteil, dass die Eltern noch etwas Zeit für sich haben
- Rituale schaffen: Der Ablauf beim Zubettgehen sollte möglichst immer gleich sein. Das Anziehen des Schlafanzuges, das Vorlesen aus einem Buch, die Spieluhr, das Singen eines Kinderlieds. All das sind schöne Rituale, die dem Kind eine verlässliche Komponente vermitteln und den Schlaf fördern
- Zur Ruhe kommen: Natürlich ist das (neue) Leben mit Kind aufregend und spannend. Es gibt evtl. viele Besucher (Großeltern, Familie, Freunde) und man ist auch mal unterwegs. Jedoch sollte man diese Aktivitäten möglichst in den Tag verlegen und abends dann tatsächlich für sich selbst und das Kind im wahrsten Sinne des Wortes zur Ruhe kommen. Auch das fördert den Schlaf, denn in Kombination mit den oben erwähnten Ritualen wird auf diese Weise ein fester Rahmen und Ablauf geradezu „einstudiert“. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen sollte man dieser Linie treu bleiben. Das bedeutet evtl. auch, dass man den Großeltern oder Freunden auch mal nett, aber offen sagen sollte, dass es jetzt Zeit ist fürs Bett und der Besuch ein Ende finden muss.
- Wach ins Bett legen: Die meisten Eltern kennen das: Das Kind will getragen und geschaukelt werden und schläft dabei selig ein. Legt man es dann ins Bett, besteht die Gefahr, dass sich das Kind schnell an diese Abfolge gewöhnt und dann immer genauso einschlafen möchte. Es kommt nicht selten vor, dass diese Kinder dann nur noch auf dem Arm schlafen, weil sie das Alleine-Einschlafen sozusagen nie gelernt haben. Daher ist es wichtig immer wieder auch zu probieren sein Kind wach ins Bett zu legen und es von alleine einschlafen zu lassen. Das klingt natürlich viel einfacher als es in der Praxis ist, aber man sollte es doch immer wieder versuchen. Allerdings soll das kein Appell dazu sein, sein Kind nicht liebevoll und oft im körperlichen Kontakt zu behandeln. Kinder brauchen diese Nähe absolut und man kann es in dem Zusammenhang gar nicht „verwöhnen“. Diese Begriffe sind hier deplatziert. Auch der Tipp das Kind länger einfach schreien zu lassen ist alles andere sinnvoll. Zum Aufbau des Urvertrauens ist es sehr wichtig, dass das Kind viel Nähe und liebevoll Bindung erfährt und spürt.
- Pucken als Einschlafhilfe ausprobieren: Wie auf unserer Website im Detail beschrieben, kann das Pucken durchaus das Einschlafen bei Säuglingen fördern. So wird mit dem Pucken beispielsweise das unkontrollierte Zucken (s.g. Moro-Reflex) unterdrückt, der häufig das Baby aus dem Schlaf reißt oder es am Einschlafen hindert.
- Mittagsschlaf kontrollieren: Es ist naheliegend, dass das Kind kaum um 19 Uhr einschlafen wird, wenn es vorher einen ausgiebigen, mehrstündigen Mittagsschlaf gemacht hatte. In den ersten Wochen und Monaten machen die Kinder oft zwei (oder mehr) Mittagsschläfchen. Später ist es oft der klassischer Schlaf nach dem Mittagessen. Hier sollte man allerdings evtl. auch steuernd eingreifen und das Kind nachmittags durchaus sanft wecken, wenn es dazu neigt sonst viel zu lange zu schlafen. Das ist natürlich sehr individuell und man findet mit der Zeit den richtigen und angenehmen Rhythmus, der sich für das jeweilige Kind am besten eignet.
- Das Bett ist kein Spielplatz: Passend zum Punkt Rituale, sollte das Bett als fester Ort zum Schlafen begriffen werden. Das Bett wird dann regelrecht als Schlafplatz trainiert und das Kind verbindet es im Optimalfall mit Ruhe und Schlaf. Übrigens ist es am besten (und sichersten), wenn das Bett möglichst leer ist. Das heißt, lieber auf die Kuscheltiere, Kissen, etc. verzichten. Für Babys, die gerne und schlaffördernd eine Spieluhr annehmen ist diese natürlich in Ordnung.
Sollte ich meinem Kind abends warme Milch zum Einschlafen geben?
Bei Kindern, die nicht mehr gestillt werden, ist es verlockend die beruhigende Wirkung des Saugens weiter beizubehalten und den Kindern zum Einschlafen ein Flächen zu geben. Oft greifen Eltern neben Tee oder Wasser auch zu Milch.
Milch enthält die Aminosäure Tryptophan, die bei Dunkelheit das Schlafhormon Melatonin bildet. Jedoch ist die Konzentration so gering, dass mehrere Liter getrunken werden müssten, bis sich eine tatsächliche Wirkung entfaltet. Dass es trotzdem häufig funktioniert und das Kind müde wird und einschläft, liegt zum einen daran, dass die Eltern dem Kind eine beruhigende und schläfrige Wirkung suggerieren (Placebo-Effekt) und zum anderen natürlich am Saugen an der Flasche, das oft wesentlich ist für die Beruhigung der Kinder.
Beachten sollte man insbesondere, dass Milch Zucker enthält und nur sehr dosiert und in Maßen Kleinkindern gegeben werden sollte. Trinkt das Kind also vor dem Einschlafen oder zum Einschlafen Milch, müsste man eigentlich danach vor dem Schlafen noch mal Zähneputzen und das machen die wenigsten. Daher eignet sich Milch nicht optimal als „Schlafmittel“ und sollte eine Ausnahme bleiben. Eine bessere Alternative sind ungesüßte Kräuter- und Früchtetees.
Egal ob bei Milch oder anderen warmen Getränken sollte zudem darauf geachtet werden, dass keine Kunststoff-Becher oder Trinkflaschen mit BPA verwendet werden, da sich dieser gesundheitsschädliche Stoff besonders bei warmen Getränken schneller löst.
Grundsätzlich sollte nach Möglichkeit ganz auf die Flasche verzichtet werden, denn das tägliche und andauernde Nuckeln kann problematisch für das Gebiss und die Zähne bzw. deren Entwicklung sein (gilt natürlich auch für den Schnuller).
Jedes Kind ist anders – jedes Kind schläft anders
Dieser Satz ist so simpel wie richtig. Wie eingangs schon erwähnt, gibt es nicht den einzigartigen Tipp für das perfekte und unkomplizierte Einschlafen bei Kindern. Tatsächlich gibt es auch Kinder, die nur sehr schwer zur Ruhe und in den Schlaf finden. Ein stückweit haben die Eltern dann einfach in dieser Beziehung eine schlechte Karte erwischt und müssen damit leben (lernen).
Als Trost lässt sich jedoch sagen, dass nichts so sicher ist, wie die Veränderung. Und so wird es selbst bei den größten „Schlafverweigerern“ irgendwann eine Änderung eintreten, die dann hoffentlich positiv aussieht.